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FLUGZEUGABSTURZ AM 8. März 1944 BEI RIESDORF IM RAUM JÜTERBOG |
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Das Schicksal des B-17 |
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Ein Beitrag aus der Reihe Fläminger Geschichtsbeiträge |
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Bevor russische Armeeangehörige im Frühjahr 1945 in den Niederen Fläming einmarschierten, waren im Frühjahr 1944 bereits zehn amerikanische Soldaten dort. Unfreiwillig landeten sie mit ihren Fallschirmen auf Feldern im südöstlichen Jüterboger Umland, kurz bevor ihr Flugzeug am Boden zerschellte. Wanderer in der Sernower Heide zwischen Hohengörsdorf, Fröhden und Riesdorf mögen sich noch heute wundern, was die schwarzen Gummiteile und die großen Aluminiumklumpen, die dort in einem Waldstück noch herumliegen, zu bedeuten haben. Nur ein paar Jahrzehnte nach diesem Vorfall wußte in den anliegenden Orten niemand so recht über den Hintergrund zu berichten, außer, daß hier irgendwann im Frühjahr 1944 irgendein Flugzeug abgestürzt sein soll und daß wohl alle Besatzungsmitglieder überlebt haben sollen. So schnell vergeht Geschichte. Die Amerikaner hatten ihren Bericht gefertigt über das, was sie vermißten. Die Deutschen hatten ihren Bericht gefertigt über das, was sie fanden. Nach langen Recherchen in den USA, in England, in den Niederlanden und in Deutschland führt dieser Beitrag nun vorhandene Berichte, Augenzeugenaussagen und sonstige Fakten zusammen und berichtet über den Gesamtvorfall. Am Morgen des 8. März 1944 brach in Thorpe Abbotts, einem englischen Flugplatzstützpunkt der amerikanischen
Bombereinheiten der 100-sten Bombergruppe, die Besatzung des Piloten Norman Chapman zu einer weiteren Tagesmission auf. Es war die Mission Nummer 252, die Bombenziele vor allem in Erkner bei Berlin vorsahen, die
dortigen Kugellagerwerke als kriegszulieferndes Industriewerk. Der Rückflug erfolgte nicht auf dem kürzesten Weg über dem ebenfalls gefährlichen
Flakgebiet Potsdams, sondern über eine südliche Schleife um Berlin in Richtung Fläming. Östlich von Jüterbog kam es dann zu einem erneuten Angriff auf die seit einiger Zeit nicht mehr in seiner Formation fliegenden Maschine. Der
deutsche Feldwebel Werner Rubel attackierte in seiner Messerschmitt 109-G den allierten Bomber ca. 10 km östlich von Jüterbog. Daraufhin fing ein Motor der B-17 Feuer und ein weiterer Verbleib der Besatzung in dieser Maschine
erschien dem Piloten Chapman zu gefährlich, er gab den Befehl zum Absprung. Diesen Abschuß bekam Rubel, der für das zu dieser Zeit in Jüterbog stationierte Jagdgeschwader 53 (II. Gruppe 6./JG53 - Pik As -) flog, für den Zeitpunkt
14:17 Uhr bestätigt. In den deutschen Kampffliegerstatistiken unterschied man zwischen sogenannten Herausschüssen - dem Herausschießen eines Flugzeuges aus seiner Formation - und Abschüssen, wenn der Beschuß zum Absturz der
Maschine führte. Aus einer groben Gegenüberstellung des amerikanischen Verlustberichts Nr. 3032 (macr - missing air crew report) und dem deutschen
Bergungsbericht Nr. 1153 (KU-Bericht “Kampfflugzeuge USA”) sowie einigen deutschen Berichten über Gefangennahmen ergeben sich folgende Daten:
Aufgrund der gegenübergestellten Daten und deren Übereinstimmungen bei einigen Besatzungsmitgliedern sowie der fast vollständig identifizierten Seriennummer des Flugzeugs besteht kein Zweifel an der Identifikation dieses B-17 Flugzeugs. An diesem Tag verlor die amerikanische Airforce in dieser Mission insgesamt 27 B-17 Flugzeuge, wobei die 100-ste Bombergruppe lediglich diese eine B-17 verlor, ein zufriedenstellendes Ergebnis nach den sehr hohen Verlusten, die sich für die 100-ste Bombergruppe bei einem Einsatz am 6. März 1944 ergaben. Während die vier Offiziere Chapman, Ellis, Lindbom und Clark nach diversen Zwischenstationen in das Kriegsgefangenenlager Barth/Ostsee (Stalag Luft I) gelangten, wurden die sechs anderen Besatzungsmitglieder in andere Kriegsgefangenenlager untergebracht. So gelangten beispielsweise der Ingenieur Silverman sowie der Funktechniker Scharf in das Kriegsgefangenenlager Heydekrug (Wehrkreis I Königsberg, Stalag Luft VI, heutiger Ort Silute/Litauen) im damaligen Ostpreußen. In den Lagern verblieben alle zehn Besatzungsmitglieder in Gefangenschaft bis zu ihrer Befreiung gegen Kriegsende im Frühjahr 1945. Obwohl der Co-Pilot Ellis sowohl im Luftkampf als auch unmittelbar nach seiner Fallschirmlandung dem Tode sehr nahe war und anschließend über ein Jahr seines Lebens in Gefangenschaft verbringen mußte, kehrte er der Airforce nicht den Rücken, er blieb ihr treu. Und trotz der bitteren persönlichen Erlebnisse, die er im Kampf gegen das Nazi-Regime erleben mußte, flog er sogar im Zusammenhang mit der Luftbrücke während der Berlin-Blockade 1948/49 Lebensmittel zu den eingeschlossenen Menschen nach Berlin(West). Ein respektvoller Lebenslauf eines Kriegsveteranen. |
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